Die Theater AG unter der Leitung von Sven Reinwald präsentierte am Wochenende ihre Eigenproduktion „Total Vergiftet“, eine äußerst abwechslungsreiche Mischung aus Krimi, Sozialkritik und Musiktheater.
Den Reiz, verschiedene Kunstformen auf der Bühne zur Geltung kommen zu lassen, machte der Spielleiter in seiner kurzen Ansprache an das Publikum deutlich. Sicherlich ergaben sich in der Erarbeitung des Stückes Synergieeffekte, die sich sehr positiv auf das Endergebnis auswirkten.
Das erste Bild auf der Bühne kam allen in der Aula des MGB sehr bekannt vor. Eine Schulklasse in Erwartung einer Leistungsmessung. Anspannung, Frustration, Vorfreude, Fatalismus. All diese Facetten möglicher Gemütszustände waren sicht- und spürbar. Damit gelang gleich zu Beginn eine Verbindung zwischen Ensemble und Publikum, das die weiteren Geschehnisse gespannt und interessiert verfolgte. Trotz des kriminalistischen Plots gab es immer wieder Grund zum Schmunzeln. Wenn Schülerinnen und Schüler auf der Bühne offen zeigen dürfen, was sie von ihrem alltäglichen Tun in der Schule halten, hat das durchaus etwas Komisches im positiven Sinne.
Es kommt im weiteren Verlauf der Handlung zu einem Giftanschlag, den verschiedene Gruppen zu lösen sich vornehmen. Es entsteht eine spannende Konkurrenz zwischen den Jungen und den Mädchen, geprägt von Ehrgeiz und Geschäftigkeit. Die Frage, wer nun besser ist, TKKG, fünf Freunde, Drei Fragezeichen oder Drei Ausrufezeichen lässt sich nur sehr schwer beantworten und musste in einem Rap-Battle entschieden werden. Bastian Witt aka Brad Witt, Rapper und Pädagoge, leitete im Sommer einen Workshop, in dem zunächst eigene Texte entstanden, die daraufhin auf Rhythmus und passende Betonung der Silben überprüft wurden. Anschließend schlug Witt verschiedene Beats vor, aus denen abschließend ein passender ausgewählt wurde. Natürlich durfte die Attitüde des Hip-Hop samt Moves und Outfit nicht vernachlässigt werden und so zeigten vier Künstler*innen, wie krass sie rappen können. Dass dabei Jugendsprache zur Anwendung kam, sorgte für einen zusätzlichen Reiz. Für die angemessene Setzung der Lightshow war die AG Veranstaltungstechnik zuständig. Tobias Block und Peter Kornblum hatten sich in den zahlreichen Proben, die sie vor allem gegen Ende der Probenzeit besuchten, akribisch darauf vorbereitet, die Lichttechnik in der Aula professionell in Szene zu setzen.
Auch tänzerische Elemente fanden in Form einiger Choreografien zu Musik Eingang in das Stück. Diese wurden von Bettina Forkel in einem Tanz-Workshop erarbeitet. Vor allem die Vorbereitung der kriminaltechnischen Ermittlerinnen bleibt hier in positiver Erinnerung. Und auch die für Krimis typische Anlage verschiedener Täterprofile auf einer Stellwand war originell in der Ausführung. Als dann eine Täterin ermittelt war, zeigte sich das Theaterstück von seiner pädagogischen Seite, denn es ging darum, wie man mit solch einer Situation umgeht, die von Konkurrenz zwischen zwei Schülerinnen geprägt ist. Eifersucht und Neid treiben zu einer Tat, die noch glimpfliche Folgen hat, aber aufgearbeitet werden muss. So wurden gleich mehrere Möglichkeiten eines Umgangs gezeigt und eine Problemlösungsfindung versucht. Nach der Methode des Forumtheaters von Augusto Boal beschäftigten sich die Schülerinnen mit unterschiedlichen Handlungsalternativen und fanden schließlich eine vernünftige und realistische Reaktion in der Konfliktsituation.
Unterstützt wurde die Theater AG nicht nur von Bastian Witt, sondern auch von zwei Theaterpädagoginnen (Nelly Sautter und Stefanie Bittner), die ihre Impulse mit in die Produktion einbrachten und vor allem mit den Hauptdarstellerinnen intensiv arbeiteten. So bescherte das Ensemble dem Publikum ein sowohl beeindruckendes als auch sehr unterhaltsames Drama auf den Brettern der Aula, die für die Schauspieler*innen bekanntlich die Welt bedeuten und in den nächsten Jahren sicherlich noch einige gelungene Theaterproduktionen ermöglichen werden.
(Soe)