Erich Kästner hat es auf den Punkt gebracht: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch“. Peter Maffay hat diesen Sinnspruch mit seinem Musical „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“ musikalisch aufbereitet. Allerlei Lebensweisheiten werden da dem kleinen Drachen in überwiegend lustigen Liedern vermittelt. Die Musical-Kids des Melanchthongymnasiums Bretten (MGB) präsentierten eine kleine, feine Version des Maffay-Hits. Der in vielerlei Hinsicht großartige MGB-Chor brillierte im zweiten Teil. Über 90 Schüler pflegen da ein vielgestaltiges Repertoire auf hohem Niveau. Es ist schlicht erstaunlich, was die Vollblutmusikpädagogin Marianne Abele auf die Beine stellte. Drei Abende, zwei Chöre und ein Motto: „Thank You For The Music“.
Diese großen Konzerte stießen im Bernhardushaus auf eine ebenso große Publikumsresonanz. Schon bei den Musical-Kids glühten die vor Begeisterung feurig roten Wangen mit den hochsommerlichen Saaltemperaturen um die Wette. Die jungen, hellen, fröhlichen Stimmen intonierten durch die Reihen weg klar und kräftig. Talentierte Sänger und begabte Nachwuchsschauspieler gaben sich da die Klinke, pardon das Headset in die Hand. Die Botschaft der Musical-Kids erschallte in stilistisch variantenreichen Rocknummern. So wie kleine Drachen nun mal sind: Beflügelnd, aufbrausend und mit Feuereifer dabei. Dynamisch sangen die Kinder sehr aufmerksam, „Kleine Drachen wollen meistens eigene Wege gehen“ verebbte so im Pianissimo. Hektisch und aufgewühlt flehten dagegen die Ameisen, Tabaluga möge seine Flammen im Zaum halten, ehe im stampfenden Rap-Ton ein melodisch cooler Hip-Hop groovte. Die Zuhörer wippten und nickten mit. Mit „Nessaja“ erklang schließlich die populärste Nummer des Musicals. Stimmungsvolle LED-Illuminationen und szenisch passende Bild-Sequenzen aus der Hand von Simon und Fabian Torka rundeten das Konzert zu einem multisensorischen Event ab. Einen geradezu mitreißenden Einzug zelebrierte der MGB-Chor mit dem Kanon „Hello to you“. Die afrikanische Fußball-Hymne „Waka Waka“ lieferte samt neckischer Choreografie einen optimistischen Ausblick auf die Sommermonate. „Die Perfekte Welle“, laut Abele die Nummer Eins der internen Hitparade, zeigte, auf welch hohem Niveau am MGB gearbeitet wird: Komplexe Harmonien und eine progressive, da den Klang färbende Vokalbehandlung treffen auf rhythmisch knackige Abschnitte. Mit einem rudernden Dirigat steuerte Marianne Abele die aufschäumenden Klänge zu einem Happy End. Über eine hohe Informationsdichte verfügte jeder Taktschlag von „Rhythm of life“. Da stolzieren die Stimmen im schwindelerregenden Sechzehntel-Staccato-Schritt durch die Partitur, ohne ins Stolpern oder aus der Puste zu geraten. Exzellent und charmant griffen dabei Andreas Burghardt und Fabian Kehrer als Klavierbegleitung in die Tasten Mareike Ehrmann verlieh mit ihrer Solovioline der herrlich feierlichen Hymne „You raise me up“ das i-Tüpfelchen. Die Damen des Chores traten mit „Someone like you“ (Solo: Ann-Sophie Manz) und dem pfiffig-pointiert servierten Schlager „Schuld war nur der Bossa Nova“ solistisch aufgetakelt ins Rampenlicht. Cajon (Carlo Weißenburger) und Solosaxophon (Eugen Belousow) sorgten für ein überschwappendes Juke-Box-Flair. Nachdem die Damen die Messlatte recht hoch angesetzt hatten, konterten die Tenöre und Bässe mit einer mitreißenden Version des Pop-Hits „Mad World“. Nach dem titelgebenden Abba-Evergreen setzten die Jugendlichen mit der Wise-Guys-Nummer „Wie kann es sein“ schließlich einen ruhigen Schlusspunkt.
Text und Bilder: Bernd Neuschl