Die Gäste in der bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Aula des MGB suchten etwas Besonderes und sie wurden fündig. Nicht nur, dass sie ein unterhaltsames Musical sahen und hörten, es wurde ihnen auch noch warm ums Herz, denn der Unterstufenchor konnte den Geist der Weihnacht zum Leben erwecken.
Die Talente sangen, tanzten und schauspielerten so gekonnt, dass man fast vergaß, wie jung sie noch sind. Die Kinder der fünften bis siebten Klassen erlebten während der zwei Stunden ihrer Aufführung, dass sich harte Arbeit auszahlt. Auch in dem Musical geht es ums Gewinnen.
Da streiten sich zwei Zauberer und schließen eine Wette ab, in der Moldawius Moldau (Anna Tschürtz) die Herausforderung seines Cousins Zierzmann Zirzschwirz (Leila Seyeddena), Weihnachten auf den 13. Dezember 2012 fallen zu lassen, ganz selbstbewusst annimmt. Er bedient sich bei seinem Unterfangen nicht nur der Medien, die das neue Datum für das Fest in die Köpfe der Menschen hämmern, sondern auch des Fabrikanten Hackemann (Janna Röttger), dem das alles nur recht ist, denn Zeit ist Geld. So kann er bereits im August sein Weihnachtssortiment unter das Volk bringen und seinen Gewinn maximieren.
Dass Zeit aber nicht nur Geld ist, weiß nur noch Oma Flickenschild (Julia Eberle), die mit den Kindern noch gemeinsam backt und ihren Lebkuchen die geheime Zutat Liebe beimischt. Die Kinder und ihre Oma tun sich sodann zusammen, um den Plan des bösen Zauberers zu durchkreuzen. Dem helfen dann auch seine Drohungen nicht mehr und am Ende singt der Chor jubilierend „Gloria in excelsis deo et in terra pax.“
In den Sprechszenen wird so manches schauspielerische Talent deutlich. Die Sekretärinnen zeigen beim Erscheinen des Chefs auf einmal vollen Einsatz, und dessen Sohn Paul (Clara Potel) zeigt sich trotzig ob seiner eigenen beruflichen Träume, die den Plänen des Vaters entgegenstehen. Die Familie Nagel spürt selbst beim Weihnachtskranzbasteln, dass etwas nicht stimmt und Herr Nagel (Philipp Scharfe) zeigt die Inkonsequenz bei der Umsetzung des guten Vorsatzes nicht mehr zu rauchen mit stoischer Ruhe.
Der Adventskalender (Lisa Fröhlich und Madeleine Bleyel) aus der Produktion der Firma Hackemann personifiziert den Verlust, den alle spüren. Er singt herzzerreißend davon, wie unvollkommen und leer er sich fühlt mit seinen 13 Türchen. Allen fehlt ganz offensichtlich etwas. Zum Schluss sind die Kinder wie so oft klüger als die Erwachsenen. Sie erkennen, dass zum Weihnachtsfest mehr gehört als Konsum und Geschäftigkeit. Sie spüren, dass das gemeinsame Tun und die Vorfreude entscheidend sind.
Ein knappes Jahr haben sich die Kinder des Unterstufenchors intensiv vorbereitet. Kollegen, Eltern und Mitschüler haben sich eingebracht, indem Choreografien geprobt, Kulissen hergestellt, geschminkt und die Kostüme genäht wurden. Die Mühen haben sich gelohnt. Das stimmungsvolle Bühnenbild, die variablen Kulissen und der hervorragend abgestimmte Ton machen den Abend zu einem reinen Vergnügen. Das Bezaubernde an diesem Abend ist dann aber doch der Gesang und das Strahlen der stolzen und glücklichen Beteiligten beim Applaus des begeisterten Publikums. Marianne Abele ist mit ihrem Chor eine hervorragende Umsetzung des Musicals von Andreas Schmittberger gelungen. Einige der in der Aula anwesenden Kinder werden sich sicher dem Chor anschließen, um nächstes Jahr die gemeinsam verbrachte Zeit in der Arbeitsgemeinschaft als Liebe und Glück stiftendes Element ihrer Schule erleben zu dürfen.
Nach der Zugabe geht das Publikum mit dem Vorsatz, das eigene Leben zu entschleunigen nach Hause und kann diesen Vorsatz hoffentlich besser umsetzen als Herr Nagel.