Die beiden Konzerte am vergangenen Wochenende hatten viele emotionale Momente. Freude, Wehmut, Begeisterung, Dankbarkeit.
Die Piccola Camerata unter der Leitung von Robert Gervasi traf als barockes Ensemble den Charakter der Werke Händels auf beeindruckende Weise. Vor allem wenn man berücksichtigt, wie jung die Musikerinnen und Musiker in diesem Ensemble noch sind. Über den Nachwuchs im Kammerorchester braucht man sich wahrlich keine Sorgen machen.
Sehr unterhaltsam, lustig und dennoch besinnlich ging es dann mit den Musical Kids unter der Leitung von Ursula Benzing weiter. Philipp Lingenfelser begleitete den Chor am Piano gekonnt durch alle Stilrichtungen. Ob französischer Tanz, amerikanischer Gospel oder russisches Wiegenlied. Die Rahmenhandlung regte immer wieder zum Schmunzeln an. Die drei Freundinnen spielten mit großer Freude und leiteten auf originelle Weise zum jeweiligen Lied des Chores hin. Sowohl schauspielerisch als auch gesanglich wurde dem Publikum hier einiges geboten. Rockende Engel, die rappen, ein ausnahmsweise mal nicht blonder, aber nicht weniger bezaubernder Engel und natürlich die mal festlichen und mal fetzigen Weihnachtslieder aus aller Herren Länder.
In diesem Sinne ging es mit dem Chor weiter. Marianne Abele erzählte zunächst eine nachdenkliche Geschichte, die den Kern der folgenden Programms traf. Der Parole „Ausländer raus“ wurde die weihnachtliche Botschaft entgegengesetzt. Lieder aus Tansania oder Südamerika brachten Lebensfreude und Schwung in die Stiftskirche. Mit ebensoviel Freude, Leidenschaft und Dynamik dirigierte Marianne Abele ihren Chor, der wohl auch durch die besondere Situation beflügelt war. Marianne Abele, man mag es angesichts ihrer Agilität als Chorleiterin kaum glauben, wird im Sommer in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Schulleiterin Elke Bender verwies in ihrer Lobrede auf die großen Verdienste Abeles um die musikalische Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler. Sie wird der Schule und der Schulgemeinschaft sicherlich sehr fehlen. Es schwang also ein großes Maß Wehmut mit an diesen beiden Abenden. Die Standing Ovations machten aber vor allem die Dankbarkeit dafür deutlich, wie viel Marianne Abele dem Melanchthon-Gymnasium und zahlreichen Schülergenerationen durch ihr Wirken geschenkt hat. Marianne Abele wird im Sommer den Chor an Ursula Benzing übergeben und damit die Kontinuität der musikalischen Erziehung und auch die Qualität der gesanglichen Ausbildung gewährleisten. Den (vorläufigen) Abschluss bildete das gemeinsame Singen und Musizieren. Das Publikum wurde eingebunden und alle Ensembles fanden sich zu einer großen Gemeinschaft zusammen. „Oh du fröhliche, oh du selige“, mit diesen Zeilen wurde auf wunderbare Weise die Atmosphäre an diesem Abend zusammengefasst.
Am Samstag gab es für Marianne Abele eine besondere Überraschung. Um sie zu verabschieden, hatten sich über 80 Ehemalige in der Stiftskirche eingefunden und standen am Ende des eigentlichen Konzerts im Zuschauerraum auf, um „ihrer“ Chorleiterin ihren Respekt zu erweisen. Sie sangen gemeinsam „Rhythm of Life“, das Lied, das den Chor und Marianne Abele seit Jahren in ihren Programmen begleitet hat. Alle Anwesenden zeigten sich tief gerührt und voller Dankbarkeit für die wundervolle Zeit im und mit dem MGB Chor. (Soe)