Die Theater AG2 am MGB präsentierte am letzten Wochenende ihre Eigenproduktion „Drama, Baby!“ in der Aula des Melanchthon-Gymnasiums.
Schon beim Betreten der Aula wurden die Zuschauer Zeuge eines nervösen und hektischen Schaffensprozesses. Auf der Nebenbühne befinden sich fünf Theaterautor*innen unter Druck. Noch haben sie keine Ideen, kein Konzept, keine Figuren. Stattdessen sehen sie sich den hohen Erwartungen des Publikums ausgesetzt. Die vermeintliche Lösung des Problems bietet sich in einem Geistesblitz: Fünf Frauenfiguren, stark, außergewöhnlich und attraktiv sollen sie sein. Nicht Schauspielerinnen, sondern wirkliche Charaktere aus Film, Literatur, Mythologie. Diese Frauen werden also hineingeworfen in eine spontane Inszenierung. So entwickelte sich ein Theaterabend mit konfliktreichen Begegnungen, irren Konstellationen und mitunter drastischen Momenten und drastischer Sprache.
Mathilda (Laura Nemati), dem Actionfilm „Leon der Profi“ entwachsen, streitet mit Kassandra (Paula Breitschwerdt), Seherin aus Troja, über die Botschaft, die ein Lolli aussendet. Camille Claudel (Nele Soeffgen), psychisch labile Bildhauerin, befreit sich durch den Tanz, Sabeth Piper (Sofie Steinbrenner), Tochter des „Homo faber“ aus dem Roman Max Frischs, setzt sich intensiv mit der Schuldfrage bezüglich des ihr vom Autor auferlegten Inzests auseinander. Und die Venus (Hannah Steinbach) löst sich von dem Fremdbild, dass sie in der Muschel stehend von Botticelli zur Passivität verdammt sein muss.
Prodesse et delectare, nützen und erfreuen, unterhalten und belehren. Diesen von Hailey (Leonie Ose), der Intellektuellen im Autorenteam, geforderten Spagat wagte das Ensemble der Theater AG2 und bewegte das Publikum dadurch sowohl emotional als auch intellektuell. Das Theater war an diesen beiden Abenden nicht Refugium, sondern Abbild einer immer konfuser erscheinenden Welt. Wer in dieser komplexen Inszenierung den roten Faden suchte, war durchaus bewusst gefordert. Im Verlauf der Aufführung wurde dann doch eines deutlich: „Der Frauen Zustand ist beklagenswert.“ (Iphigenie auf Tauris). Aber wenn Venus sagt: „Vielleicht reicht es nicht einfach nur dazustehen“, bedeutet dies, dass die Zustände nicht nur gezeigt werden sollten. Das Drama bildete die (weibliche) Realität mit ästhetischen Mitteln ab, um zu einer Bewusstseinsveränderung beizutragen. Bleibt zu hoffen, dass das Publikum sich der Ungerechtigkeit, Gewalt und Unterdrückung, der sich Frauen in dieser Welt ausgesetzt sehen, nicht nur bewusst wurde, sondern aktiv zum Ende dieser Zustände beitragen wird. (Text und Bilder Soe)