Am Montag und Mittwoch war es den Familien, Fans und Musikliebenden endlich wieder vergönnt, Ensembles des MGB auf der Bühne zu erleben. Die Kunst lag dabei nicht nur darin, ein abendfüllendes Programm – trotz aller Hindernisse in Pandemiezeiten – zu erarbeiten, sondern die große Tradition an unserem Musikgymnasium weiterzuführen und wiederzubeleben. Die große Sehnsucht nach der Bühne, nach dem gemeinsamen Musizieren, nach dem Applaus des begeisterten Publikums, sie war allen Aufführenden anzumerken. Motiviert bis in die Haar- und Fingerspitzen waren alle sehr konzentriert, voller Adrenalin und Spielfreude. Möglicherweise erscheint Außenstehenden das Motto des Abends „Heal the World“ etwas vermessen, aber wenn die Welt so voller Liebe wäre wie an diesem Abend die Aula des MGB, gäbe es sicher weniger Leid und die Welt wäre tatsächlich ein besserer Ort.
Das erste Konzert gestalteten die Musical Kids und die Jazz Youngsters. Unter der Leitung von Jasmin Reimer und begleitet von Franziska Wamsler am Klavier boten die Musical Kids ein abwechslungsreiches Programm mit schwungvollen Songs, gelungenen Soli und tollen Tanzchoreographien. Besonders gefiel der Einsatz von Oboe („Shalom Chaverim“), Mundharmonika („Epo i tai tai e“) und Harfe („Applaus, Applaus“), die den Songs noch einmal einen besonderen Charakter verliehen. Bei „Ohne dich wär’s grau“ kamen selbst gestaltete Plakate zum Einsatz und dem Publikum wurde bewusst, wie grau die Zeit ohne Konzerte war und wie bunt und voller Lebensfreude so ein Auftritt junger Menschen sein kann.
Die Jazz Youngsters wurden dementsprechend gleich zu Beginn vom rhythmischen Klatschen der Zuschauer getragen. „Hang on Sloopy“ zauberte dem Bandleader Fabian Singler bereits ein Lächeln ins Gesicht, das durchaus auch Stolz verriet. Das Ensemble musste nicht um Gnade („Mercy, Mercy, Mercy“) bitten, denn das spektakuläre „Peter Gunn Theme“ riss alle mit. Mit einem Gospel „Moanin‘“ und „Final Countdown“ von Europe verabschiedeten sich die Youngsters, damit die Bühne für das das zweite Konzert des Abends vorbereitet werden konnte.
Der Chor entführte die Zuhörenden zunächst ins Land der Hobbits und Xenofon Ouzounoglou erntete als Solist bei „I see fire“ Szenenapplaus. „Blackbird“ erinnerte an die Bürgerrechtsbewegung in den USA und mit einem Klassiker des Chores wurde die Hoffnung weitergetragen, dass „Wunder gescheh’n“ (Nena). Chorleiterin Ursula Benzing sprach die anwesenden Eltern persönlich an, um ihrer Dankbarkeit, mit diesen wunderbaren Jugendlichen singen und arbeiten zu dürfen, Ausdruck zu verleihen. Pianist Philipp Lingenfelser, der seit Jahren den Chor begleitet, zeigte besonders bei der „Choral Suite“ aus dem Film Frozen sein feines musikalisches Gespür. Der Chor verabschiedete sich dann fürs Erste, nicht ohne ein Wiedersehn im weiteren Verlauf des Programms zu versprechen.
Die Big Band unter der Leitung von Till Drömann nahm dann ganz bewusst sukzessive nach Instrumenten gestaffelt die Bühne ein. Die Musikerinnen und Musiker eroberten sich sozusagen ihr ureigenstes Feld zurück von den Zumutungen der Pandemie. Sie starteten mit „Hit the Road Jack“, machten es mit dem „James Bond Theme“ spannend und widmeten „Fly like an eagle“ Bernhard Pfaus, dem langjährigen Leiter der Big Band. Beflügelt ging es weiter mit Joe Zawinuls „Birdland“ um dann beschwingt und swingend im Regen zu singen („Singin‘ in the rain“). Die Entwicklung der Band und die Wirkung der Bühne auf die Musizierenden wurde besonders bei „Don’t you worry ‘bout a thing“ deutlich. Im Probenlandheim vor den Osterferien war das Zusammenspiel schon recht ordentlich, aber nun konnte man genau diese Unbeschwertheit spüren, die der Titel ja fordert. Einen besonderen Dank richtete Till Drömann an die Schulleitung, die das MGB mit großer Sorgfalt durch die Pandemie steuerte und auch im gerade laufenden Umbau alles Menschenmögliche tut, um die so wichtigen Proben zu gewährleisten. Fast schon eruptiv und losgelöst war dann „Phat Kat“, bevor der Chor sich zur Big Band gesellte und ein harmonisches Gesamtbild entstand. Getragen vom ¾ Takt schwelgte man im „Moon River“ und „Je veux“ von Zaz hätte genauso als Motto des Abends dienen können. Man sah Menschen, die durch ihren Willen etwas erreichen, was das Leben ein bisschen besser und vor allem schöner macht. In konfliktbeladenen Zeiten, das machte Till Drömann noch einmal ganz deutlich, geht es nur so. Man muss das Leben gemeinsam gestalten! Dem neuen und alten Gemeinschaftsgefühl verliehen dann zu guter Letzt alle mit „Heal the World“ Ausdruck. Ein Stück Unbeschwertheit ist zurück, ein erlösender Moment für die gesamte Schulgemeinde. (Soe)