Am letzten Wochenende fanden am Melanchthon-Gymnasium die Konzerte der Jazz Youngsters, der Jazz Combo und der Big Band statt. Unter dem Motto „Into the sun“ strahlten die Bands um die Wette.
Die Youngsters zeigen sich bereits so motiviert und versiert, da unterläuft dem Bandleader glatt ein Freud‘scher Versprecher, wenn er sie als Combo anspricht. Die Jüngsten sind ganz nah dran an ihrem nächsten Ziel, Teil der Combo zu werden. Das Riesenensemble wagt sich an den Klassiker „Cute“ von Neal Hefti, sie sind aber nicht „niedlich“, sondern meistern diesen Song inklusive Percussion-Solo mit Bravour. Die schiefen Töne bei „Hey Taxi“ sind nicht dem Unvermögen der Youngsters zuzuschreiben, sondern sind ganz im Gegenteil akkurat gesetzt und eisern geprobt. Man wähnt sich in New York und würde dem Appell „Hit the Road“ glatt folgen, würde man nicht unbedingt hören und erleben wollen, was der Abend noch zu bieten hat.
Die Jazz Combo glänzt mit einem originellen Arrangement von „Lady Madonna“ von den Beatles, besonders der ruhige Zwischenpart lässt mit dem Bass-Solo aufhorchen. Das Flair der 70er, funky single note lines der Gitarre, ein satter Groove und die off-beat claps bei „Papa was a rolling stone“ zünden beim wie immer äußerst musikalischen Publikum, das sofort mitzieht. Die Combo kann aber auch extrem entspannt mit „Somewhere out there“ floaten und „The Jazz police“ kam am ersten Abend wohl angezogen vom treibenden Beat und dem von Bass, Gitarre und Keyboard unisono vorgetragenen Motiv. Auf der Bühne völlig nassgeschwitzt, freute sich die Combo über den Riesenapplaus und alle anderen bereits auf die MGB Big Band. Jazz vom Feinsten war angekündigt und wurde prompt geliefert.
Daran hat man sich in den nunmehr 31 Jahren des Bestehens der Big Band gewöhnt, aber im besten Sinne. „I’ve grown accustomed“ aus dem Musical My Fair Lady ist also programmatisch. Mit einem strahlenden Lächeln und einer beeindruckenden Leichtigkeit wird dieser Song von allen Beteiligten performt. Diese Lockerheit basiert jedoch auf harter Arbeit und Disziplin. Selbst gesundheitlich Angeschlagene lassen das Ensemble nicht im Stich. Obwohl es vielleicht bei der Größe der Band zu verkraften wäre, aber dadurch setzen sie ein Zeichen und wirken als Vorbilder für die Jüngsten, die gebannt den Großen lauschen. Dass ältere Semester durchaus als Influencer wirken können, zeigt sich, wenn Jugendliche aufgrund der Arbeit mit ihrem Bandleader die Band „Chicago“ rauf und runter hören. Das Arrangement und das Gesangsduett bei „Just you’n me“ aus dem Jahr 1973 sind aber auch wirklich unwiderstehlich. Der letzte Teil des Konzerts stand dann unter dem Motto „Partytime“ und die Stimmung kochte tatsächlich noch einmal höher. Die zehn Abiturientinnen und Abiturienten haben gemeinsam 72 Jahre Erfahrung in der Band vorzuweisen und sie tragen das Ensemble zu Höchstleistungen. Ob Bruno Mars, Justin Timberlake, Steely Dan oder Udo Jürgens, alles klingt makel- und mühelos, so wie „A natural woman“, bei dem Sängerin Joelle Schreiber das Publikum vollkommen in ihren Bann zieht. Und wenn der Bandleader bei der Zugabe „I’m a Gigolo“ singt: „Life goes on without me“, dann mag man sich am MGB gar nicht vorstellen, wie das gehen soll.
M. Soedradjat