Die Big Band des Melanchthon-Gymnasiums Bretten hat schon viel erlebt, zum Beispiel einen erfolgreichen Wettbewerb in den USA, aber das, was am Wochenende passierte, ist wohl einzigartig und wird noch lange nachwirken. Die SWR Big Band war im Rahmen des Projekts live@school am MGB zu Gast.
MGB Bandleader Bernhard Pfaus holte die Profis an die Schule und ermöglichte seinen Schülerinnen und Schülern damit ein sicher prägendes Erlebnis. Am Samstagvormittag trafen sich die Nachwuchskünstler in drei Gruppen mit drei Workshopleitern. Decebal Badila, Bassist, arbeitete mit der Band (Schlagzeug, Bass, Gitarre, Klavier), feilte natürlich an Bassläufen, aber auch am Timing und führte das Fundament der MGB Big Band zu einem noch genaueren, ausgefeilten Spiel. Vor allem die Rhythmuswechsel des Stückes „Funky Sea Funky Dew“ von Michael Brecker wurden präzise ausgearbeitet, was sich am Abend im Konzert tatsächlich bemerkbar machte. Die Trompeter und Posaunisten arbeiteten mit Felice Civitareale, die Saxophonisten mit Klaus Graf. Dieser gab Tipps zur Tonbildung und spielte selbst auch viel vor. Da brauchte es nicht viele Erklärungen, die Musik hat eben ihre eigene Sprache. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, das Zeit für Gespräche bot, traf man sich am Nachmittag noch einmal für zwei Stunden, um auch an neuen Stücken der MGBler zu arbeiten, die sie im Mai bei ihren Konzerten vorstellen werden. Man kann also jetzt schon gespannt sein.
Am Abend zeigte sich, wie die Workshops die Schülerinnen und Schüler inspiriert hatten. Hohe Konzentration und Spielfreude, die durch strahlende Gesichter offensichtlich war, prägten die Performance der MGB Big Band. Sie präsentierte ein Best Of ihrer aktuellen CD und zeigte, dass es immer noch ein bisschen gefühlvoller, dichter und harmonischer geht. Stolz wies Bernhard Pfaus darauf hin, dass seine Band den Profis etwas voraus hätte, nämlich zwei Sängerinnen, die bei „Sway“ und „Mr Zoot Suit“ glänzten. Interessant war das Zusammenspiel mit Klaus Graf, der es sich nicht nehmen ließ, mit den Schülern zwei Stücke zu spielen. Bei dem schon erwähnten „Funky Sea, Funky Dew“ und „Just Friends“ gab er den Schülern noch einmal einen besonderen Kick und brillierte mit fantastischen Soli, ohne die jungen Mitspieler mit seinem Spiel einzuschüchtern. Das war äußerst sympathisch. Aber auch ohne Graf gelang es im Anschluss, das Niveau zu halten und man präsentierte Pat Methenys „It’s just talk“ musikalisch hervorragend. Da lauschten auch die Profis gerne und mit Begeisterung, wie der Musikalische Leiter dieses Abends, Axel Kühn, zur Einleitung sagte. Die MGBler hätten die Messlatte sehr hoch gelegt, und das sagte er ganz ehrlich. Über das Spiel der SWR Big Band gibt es nur eins zu sagen: Weltklasse. Nicht umsonst war die Band bereits mehrmals für den Grammy nominiert. Hier sind Virtuosen am Werk. Jeder für sich ist ein hervorragender Solist und doch ist das Zusammenspiel nicht geprägt von Eitelkeiten der Einzelnen, sondern von einer unglaublichen Harmonie und Dynamik. Axel Kühn führte charmant und kenntnisreich durch das Programm und gab den Zuhörern immer wieder interessante Informationen zu den Stücken und Einblicke in die Bandgeschichte. Besonders die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Arrangeur Sammy Nestico ist hier zu erwähnen. Die Arrangements von „A warm Breeze“ aus dem Count Basie Band book oder „Butterflies“ eröffneten dem Zuhörer neue Dimensionen. Wie spannend die Arbeit an einem Jazz Standard sein kann, zeigte die SWR Big Band ganz konkret an dem Stück „Take the ‚A‘ train“. Zunächst spielten Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug das Stück ganz klassisch. Dann aber präsentierte die Big Band das Stück in einem Arrangement von Bob Florence, in dem das Thema sozusagen versteckt und das von einem rasanten Trompetensolo gekrönt war. Dass die Band alle Facetten und Stile beherrscht zeigte sie mit dem Latinstück „Caravan“ und dem funkigen „Us“ in einem Arrangement von Thad Jones. Mit „Wind Machine“ kehrte die SWR Big Band dann zum Swing zurück und setzte schließlich mit der Zugabe „Straßen von San Francisco“ noch einmal ein Highlight.
Schulleiterin Elke Bender dankte am Ende dieses beeindruckenden Konzerts dem Förderverein und der Elternschaft für die fantastische Unterstützung bei der Organisation und Durchführung dieses großen Events. Ihr besonderer Dank ging an die Profis der SWR Big Band dafür, dass sie den Schülern ihre große Meisterschaft zur Verfügung gestellt hätten. Diese wiederum bestärkten mit ihrem Lob Bernhard Pfaus und seine Big Band noch einmal in ihrer großartigen Arbeit und sorgten dafür, dass nicht nur das Publikum, sondern auch die jungen Künstler be“Swing“t nach Hause gingen.